iBUS ist eine Einrichtung aus Innsbruck die in der Beratung, Begleitung und Unterstützung von Sexarbeiter*innen tätig ist. Ein angestrebtes Ziel unserer Arbeit ist die Bewusstseinsbildung für die von struktureller Gewalt und Stigmatisierung geprägte Lebensrealität von Sexarbeiter*innen und die Stärkung von Sexarbeiter*innen in ihren Menschenrechten. Neben der direkten Unterstützung und der Beratung unserer Klient*innen ist Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Eckpfeiler unserer Arbeit – der häufig jedoch aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen zu kurz kommt.
Sexarbeiter*innen sind in Österreich – und auch in vielen anderen europäischen Ländern – von struktureller und kultureller Gewalt betroffen. Gewalt äußert sich nicht nur dadurch, dass ein Subjekt einem anderen direkten Schaden zufügt, sondern auch innerhalb eines Systems mit ungleichen Machtverhältnissen, welche zu ungleichen Lebenschancen führen.

Im Zuge unserer Beratungstätigkeit und Erfahrungen im Feld, stellen wir kontinuierlich fest, dass entgegen der gesellschaftlich oft vertretenen Meinung, Gewalt an Sexarbeiter*innen komme zumeist von Kundenseite, Stigmatisierung durch Staat und Gesellschaft sowie ein Zustand der Rechtsunsicherheit die hauptsächlichen Hindernisse für ein menschenwürdiges Leben und Arbeiten für Sexarbeitende in Österreich darstellen. Es ist kein Einzelfall, dass ihnen die Eröffnung eines Kontos aufgrund ihres Berufes seitens der Bank verwehrt wird, dass Sexarbeiter*innen physische und psychische Gewalterfahrungen aus Angst vor Stigmatisierung nicht anzeigen und diese somit oftmals ohne Konsequenz bleiben, dass sie in Abhängigkeitsverhältnisse (zu Betreiber*innen und Zuhälter*innen) gedrängt werden und sich aufgrund fehlender Rechte schwer dagegen wehren können.

Sexarbeiter*innen gehören zu einer der meist marginalisierten Personengruppen in unserer Gesellschaft und kämpfen alltäglich mit dem Stigma, das diesem Beruf kulturell anhaftet. Sie trauen sich nicht, öffentlich über ihre Arbeit zu reden, haben Angst verstoßen zu werden, verheimlichen es oft vor ihrer eigenen Familie. Neben dem sozialen Stigma fördert aber auch die Illegalisierung und Kriminalisierung von Prostitution ein Klima, in dem strukturelle sowie andere Gewaltformen gegen Sexarbeitende toleriert werden. Diskriminierende und teilweise widersprüchliche gesetzliche Regelungen zur Ausübung der Sexarbeit entziehen Sexarbeiter*innen auf struktureller Ebene Menschen-, Frauen*- und Bürger*innenrechte.
Die strukturelle und kulturelle Gewalt im Bereich der Sexarbeit betrifft nahezu alle Sexarbeiter*innen, determiniert Arbeitsbedingungen und schafft Ausbeutungsstrukturen. Für uns ist ein großer Schritt in Richtung Gewaltfreiheit und Chancengleichheit erst erreicht, wenn sich alteingesessene diskriminierende Strukturen ändern und eine Solidarisierung mit Sexarbeitenden realisiert werden kann. Das Ziel der Sensibilisierungskampagne SEX.ARBEIT.SOLIDARITÄT ist es, strukturelle Gewalt im Bereich der Sexarbeit durch Öffentlichkeitsarbeit zu minimieren und ein differenziertes Bild über die Arbeitsbedingungen, die Ausbeutungsstrukturen und den Handlungsspielraum von Sexarbeiter*innen in Tirol aufzuzeigen. Wir wollen Sexarbeitende unterstützen und bestärken und sie selbst zu Wort kommen lassen.

Auf politischer sowie gesellschaftlicher Ebene muss die Thematik professionell, sachgemäß und ohne moralische Vorbehalte verhandelt und diskutiert werden, um Sexdienstleister*innen den lang überfälligen rechtlichen Schutz zu garantieren und die strukturelle Gewalt einzudämmen, der sie in ihrem Arbeits- sowie Alltagsleben ausgesetzt sind.

Wir wollen dieses Thema an verschiedenen Orten, auch da wo es stattfand und stattfindet, diskutieren und entstigmatisieren. Im Rahmen von unterschiedlichen Aktionen und Maßnahmen wollen wir SEX.ARBEIT. enttabuisieren und mit SOLIDARITÄT ein Zeichen setzen und Veränderungen herbeiführen. Die Sensibilisierungskampagne besteht aus folgenden sechs Aktivitäten:

• Buchpräsentation („Sexwork 3.0“ von und mit Martyra Peng) und Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der Landespolitik
• Empowerment Workshop für Sexarbeiter*innen – Ziel der Workshops ist es Sexarbeiter*innen in ihren Rechten zu bestärken. Dabei bearbeiten wir relevante aktuelle rechtliche und für den Bereich spezifische Themen die vorwiegend inhaltlichen Charakter haben. Wir möchten Sexarbeiter*innen in ihrer Selbstbestimmung unterstützen und den Abbau von Unsicherheiten, die bedingt durch die prekäre Arbeits- und Rechtssituation der Sexarbeiter*innen entstehen, fördern. Sexarbeiter*innen sollen in der Durchsetzung des Selbstschutzes und ihrer Rechte gestärkt werden
• Stadtspaziergang „Begehrt und Verdrängt“ am Südring. Mit einer ehemaligen Sexarbeiterin die über die städtischen Konflikte und die Verdrängung von Sexarbeit berichtet
• Street Art Workshop für Sexarbeiter*innen – Erstellen eines Wandgemäldes zum Thema strukturelle Gewalt
• Sexarbeit Filmscreening – „S_xarbeit und Beziehung“ und Diskussion mit den Macher*innen des Filmes
• Broschüre: „Deine Rechte“. Mehrsprachige Broschüre für Sexarbeiter*innen. Rechte und Pflichten werden aufgezeigt. In einfacher Sprache und mit Hilfe von Piktogrammen wollen wir so mehr Sexarbeiter*innen dazu bringen, selbstbestimmt zu arbeiten und sie in ihren Rechten bestärken.

Mit diesem Projekt und den Veranstaltungen wollen wir zu einem die zivile Öffentlichkeit, gesellschafts-politische Interessensträger*innen, Bildungseinrichtungen, Behörden sowie Multiplikator*innen erreichen. Es soll eine differenzierte Analyse gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen, die Weitergabe von Erfahrungen und Expertisen und der kritische Austausch mit Partner*innen ermöglicht werden. Unser Anliegen mit der Kampagne ist es auch Sexarbeiter*innen eine Stimme zu geben und einen entstigmatisierenden, akzeptierenden Austausch über die tatsächlichen Lebensrealitäten von Sexarbeiter*innen zu ermöglichen.

Ausgangslage
Der bekannte norwegische Friedensforscher Johan Galtung hat „Gewalt“ erforscht und kommt zu dem Schluss, dass man – wenn man das Phänomen Gewalt genauer verstehen will – von verschiedenen Formen von Gewalt sprechen muss. Durch eine klare Definition kann man es studieren und dadurch erst ändern.
Er unterscheidet zwischen direkter, struktureller und kultureller Gewalt.
Direkte Gewalt ist sichtbar und spürbar: Handgreiflichkeiten, Übergriffe, Vergewaltigungen, Mord.

Strukturelle Gewalt ist schlechter sichtbar und anders spürbar: Strukturen, die im Hintergrund einer Gesellschaft bestehen, die Menschen ihr Leben erschweren und deshalb indirekte Gewalt ausüben: allen voran Armut, Stigmatisierung, Migration, Gesetze.
Kulturelle Gewalt ist die komplizierteste Form der Gewalt. Es handelt sich dabei um Ideen und Ideologien, die hinter den Strukturen stecken und diese geschaffen haben: verschiedene Religionen, verschiedene Ideologien, Ideen über die „natürliche“ Rolle von Männern und Frauen usw.

Wir haben als Beratungseinrichtung in unserer jahrelangen Arbeit mit Sexarbeiter*innen in Tirol mit all diesen drei Formen der Gewalt zu tun. Sexarbeiter*innen sind auch in Tirol von direkter Gewalt betroffen, vor allem wenn sie illegal arbeiten müssen häufen sich Übergriffe auf sie. Bei weitem nicht alle, aber doch einige, müssen für Zuhälter oder Zuhälterinnen arbeiten. Es gibt auch einen kleinen Teil an Frauen, die Opfer von Menschenhandel und krimineller Banden sind, die sie im Hintergrund erpressen und sie oder ihre Familie bedrohen. Sogar bei uns in Tirol.

Fast genauso schlimm ist die strukturelle und kulturelle Gewalt im Bereich der Sexarbeit, die Arbeitsbedingungen determiniert und Ausbeutungsstrukturen schafft und das Leben von Frauen in diesem Beruf, und deren Umfeld erschwert. Gesetze, die kein selbstbestimmtes Arbeiten in diesem Beruf ermöglichen, die dazu führen, dass Menschen in die Illegalität abgedrängt werden und dadurch vulnerabel und leichte Beute für Zuhälter*innen sind.
Alle Menschen die in dieser Branche tätig sind, anders als in jedem anderen Beruf, kämpfen mit dem Stigma, das diesem Beruf (kulturell) anhaftet. Sie trauen sich nicht, öffentlich darüber zu reden, verheimlichen es oft vor ihrer Familie, haben Angst, dass es ihre Kinder erfahren, haben Angst, die Obsorge über ihre Kinder zu verlieren, da in unserer Gesellschaft oft behauptet wird, dass Sexarbeiterinnen schlechte Mütter seien. Oft ist es jedoch so, dass Frauen aus armen finanzschwachen Ländern nach Österreich kommen und diesen Beruf ausüben, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen bzw. ihre Familien in den Herkunftsländern zu unterstützen.

In Tirol ist Sexarbeit nur in behördlich bewilligten Bordellen erlaubt. Die Arbeitsbedingungen dort sind allerdings oft katastrophal. Die meisten unserer Klient*innen beschweren sich über die Vorgaben und Bedingungen, unter denen sie arbeiten müssen, obwohl sie offiziell „selbständig“ sind.

Für uns ist ein großer Schritt in Richtung Gewaltfreiheit erst erreicht, wenn sich die Strukturen ändern, die sich unserer Meinung nach erst ändern werden, wenn es ein gesellschaftliches (kulturelles) Umdenken gibt.

Gewalt in der Sexarbeit kann, wie überall sonst, nicht ganz vermieden werden. Doch wenn sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Gesetze verbessern, verbessert sich auch die Lebenssituation von Sexarbeiter*innen. Gesetze ändern sich, wenn die gesellschaftliche Meinung sich verändert und eine sachliche Diskussion über die Missstände in der Sexarbeit geführt werden kann. Deshalb setzen wir hier an: Neben der direkten Unterstützung und der Beratung unserer Klient*innen ist Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Eckpfeiler unserer Arbeit – der häufig jedoch aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen zu kurz kommt. Auf politischer sowie gesellschaftlicher Ebene muss die Thematik professionell, sachgemäß und ohne moralische Vorbehalte verhandelt und diskutiert werden, um Sexdienstleister*innen den lang überfälligen rechtlichen Schutz zu garantieren und die strukturelle Gewalt einzudämmen, der Sexarbeiter*innen in ihrem Arbeits- sowie Alltagsleben ausgesetzt sind.

Wir wollen dieses Thema an verschiedenen Orten, auch da wo es stattfand und stattfindet, diskutieren und destigmatisieren. Im Rahmen von unterschiedlichen Aktionen und Maßnahmen (Vorträge, Film-Screenings, Fotoausstellung, Kunst im öffentlichen Raum, Empowerment Workshops für Sexarbeitende) wollen wir SEX.ARBEIT. enttabuisieren und mit SOLIDARITÄT ein Zeichen setzen und Veränderungen herbeiführen.

ZIELGRUPPE
• Personen, die in der Sexarbeit in Tirol aktiv sind oder es waren.
• Alle, die sich für das Thema interessieren.
• Politikerinnen und Politiker.

UNSERE ZIELE
• Stärkung der Frauen* in der Sexarbeit in Tirol.
• Förderung der Chancengleichheit von Frauen* in der Sexarbeit (viele von ihnen alleinerziehende Mütter).
• Sexarbeiter*innen wird eine Stimme gegeben. Sexarbeiter*innen und Sexarbeitsaktivist*innen sind bei der Umsetzung der Maßnahmen und Aktionen involviert.
• Sexarbeiter*innen in ihrer Selbstbestimmung unterstützen – Vermittlung von für Sexarbeiter*innen relevanten Informationen. Abbau von Unsicherheiten, die bedingt durch die prekäre Arbeits- und Rechtssituation der Sexarbeitenden entstehen.
• Mit diesem Projekt und den Veranstaltungen wollen wir die zivile Öffentlichkeit, gesellschafts-politische Interessensträger*innen, Bildungseinrichtungen, Behörden sowie Multiplikator*innen erreichen. Es soll eine differenzierte Analyse gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen, die Weitergabe von Erfahrungen und Expertisen und der kritische Austausch mit Partner*innen ermöglicht werden.
• Entstigmatisierung von Sexarbeit und deren Akteur*innen. Enttabuisierter, akzeptierender und sachlicher Austausch über die tatsächlichen Lebensrealitäten von Sexarbeiter*innen.
• Durch gezielte Einladungspolitik bei Informationsveranstaltungen wollen wir die Vernetzung und den Austausch unterschiedlichster Stakeholder und Multiplikator*innen, die mit Sexarbeit auf beruflicher Ebene in Berührung kommen, fördern.
• Beitrag zur Professionalisierung der Mitarbeiter*innen im Feld, Multiplikator*innen und Systempartner*innen.
• Die verschiedenen Aspekte struktureller Gewalt aufzeigen und Multiplikator*innen sowie der zivilen Öffentlichkeit praxisnah erläutern. Was heißt es, wenn eine Sexarbeiter*in kein Konto eröffnen kann? Was heißt es, in einem Bordell zu arbeiten, anstelle von selbständiger Arbeit im eigenen Studio? Was heißt es, wenn Kunden plötzlich bestraft werden?

GEPLANTE AKTIVITÄTEN UND VERANSTALTUNGEN

Wir wollen fünf Veranstaltungen organisieren, drei davon sind für alle zugänglich. Zwei weitere richten sich speziell an Sexarbeiter*innen. Außerdem möchten wir eine Broschüre machen, die in einfacher Sprache (und in mehrere Sprachen übersetzt) dazu beitragen kann, dass Sexarbeiter*innen in ihren Rechten bestärkt werden:

• Buchpräsentation und Podiumsdiskussion – offen für alle
Voraussichtlich Februar 2022. Buchpräsentation von Sexwork 3.0 von und mit Martyra Peng in der Stadtbibliothek. Podiumdiskussion mit Vertreter*innen der Landespolitik über die rechtliche Situation von Sexarbeiter*innen in Tirol und die Möglichkeit einer Entkriminalisierung.
Über das Buch: „Sexwork 3.0 zeigt internationale Perspektiven auf, eine vollständige Entkriminalisierung von Sexarbeit mit erfolgreicher Bekämpfung von Gewalt und Zwangsprostitution zusammen zu denken. Jenseits von Sexkaufverbot und ideologischen Debatten.“
Über die Autorin: „Martyra Peng ist Politikwissenschaftlerin und hat in Deutschland und den USA studiert. Sie war Sexarbeiterin und arbeitet als Autorin, Social Media Künstlerin und Projektmanagerin in der IT-Branche. Sie ist seit knapp 20 Jahren internationale Aktivistin für die Rechte von Sexarbeiter*innen und war zuletzt internationale Sprecherin des BESD und im TAMPEP Führungskomitee.“
Vertreter*innen der Landespolitik sollen von unterschiedlichen Parteien stammen.

• Stadtspaziergang „Begehrt und Verdrängt“ am Südring – offen für alle
Voraussichtlich Mai 2022. Stadtspaziergang am Südring mit einer ehemaligen Sexarbeiterin, die dort gearbeitet hat.
Sie wird uns von ihrer Arbeit erzählen und wie sich der Südring im Laufe der Jahre verändert hat. Auch wird sie uns erzählen, was es ihrer Meinung nach braucht, damit Sexarbeiter*innen in Tirol wirklich selbständig arbeiten können. Die Sozialarbeiterinnen von iBUS werden über die rechtliche Lage in Bezug auf Sexarbeit aufklären und über städtische Konflikte und Verdrängungsmechanismen berichten.

• Street Art Workshop für Sexarbeiter*innen – Erstellen eines Wandgemäldes
Voraussichtlich Juni 2022. Street Art Workshop zum Thema Gewalt an Sexarbeiter*innen. Wir möchten einen Streetart Workshop veranstalten, wo wir gemeinsam mit Sexarbeiter*innen ein Wandgemälde malen. Dort können sich Sexarbeiter*innen kreativ einbringen und über ihre Erfahrungen berichten und austauschen.

• Sexarbeit Filmscreening – offen für alle
Voraussichtlich Oktober 2022. Filmabend: „S_xarbeit und Beziehung“ und Diskussion mit den Macher*innen des Filmes. Wir möchten im Leokino den Film „S_xarbeit und Beziehung“, den zwei Sexarbeiter*innen aus Österreich gemacht haben, präsentieren. Danach möchten wir gemeinsam mit einer der Macher*innen über den Film diskutieren und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Beschreibung des Filmes:
„Auf Grund von unserem Beruf, dem damit behafteten Stigma und internalisierten Vorurteilen sind wir S_xarbeitende oft mit toxischen Beziehungsdynamiken konfrontiert und finden uns oftmals in Situationen wieder, in denen wir unsere Partner*innen weiterbilden müssen. Und das natürlich nur, wenn wir uns dazu entschließen, offen mit unserem Beruf umzugehen. Unser Kurzfilm soll unseren Beziehungsmenschen dabei helfen, ihre Vorurteile zu bearbeiten und gleichzeitig unsere Community stärken. Wir S__xarbeitende sind die Expert*innen in Fragen bezüglich unserer Arbeit. Leider wird uns dies nach wie vor selten anerkannt. Mit diesem Projekt beleuchten wir unsere Themen innerhalb von Beziehungen und schaffen uns Gehör. Wir verstehen dieses Video als Bildungs- bzw Aufklärungsmaßnahme für die Mehrheitsgesellschaft. Darüber hinaus kann es als didaktisches Material für die Ausbildung verschiedener Berufe (Sozialarbeit, Erwachsene Bildung, Psychotherapie usw.) zur Destigmatisierung von Sexarbeitenden Personen verwendet werden. Dies ist ein länderübergreifendes S_xworker-Only Projekt we fuck, we date, we love, we marry!“
28 min. Englisch und Deutsch mit deutschen Untertiteln.

• Broschüre: „Deine Rechte“
Bis Dezember 2022: iBUS wird eine kleine, mehrseitige Broschüre gestalten, in denen Sexarbeiter*innen über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden. In einfacher Sprache und mit Hilfe von Piktogrammen wollen wir so mehr Sexarbeiter*innen dazu bringen, wirklich selbstbestimmt zu arbeiten und sie in ihren Rechten bestärken. Diese sollen auch in die wichtigsten Sprachen unserer Klient*innen übersetzt werden.

• Empowerment Workshop für Sexarbeiter*innen
Voraussichtlich Dezember 2022. Empowerment Workshops für Sexarbeiter*innen
Ziel der Workshops ist es Sexarbeiter*innen in ihren Rechten zu bestärken. Dabei bearbeiten wir relevante aktuelle rechtliche und für den Bereich spezifische Themen und somit vorwiegend inhaltlichen Charakter haben – z.B.: Tipps für die Steuererklärung etc. Die Implementierung/Durchführung des Workshops soll direkt am Arbeitsplatz von
Sexarbeiter*innen stattfinden. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Angebote vor Ort eher und auch von
erheblich mehr Sexarbeiter*innen in Anspruch genommen werden. Aufgrund der Arbeitszeiten von
Sexarbeiter*innen und des Risikos von Verdienstentgängen können die Frauen an ihren Arbeitsorten
leichter erreicht werden. Durch die Struktur der Workshops entsteht eine Situation, in der ein intensiver Austausch zwischen Sexarbeiter*innen ermöglicht und gefördert wird. Somit können Prozesse in Gang gesetzt werden, die eine Weitergabe von Informationen mit kollektiver Stärkung und Kollegialität in Verbindung bringen. Ein wichtiger Punkt der Arbeit ist es, zu verstehen, wie
Sexarbeiter*innen verschiedene Formen von Gewalt erleben und verstehen. Deswegen ist auch eine
zentrale Ausgangsbasis des Angebots die Anerkennung des Wissens und der Kenntnisse der
Teilnehmerinnen: daher unterscheidet sich die Informationsweitergabe durch die Möglichkeit des
Austauschs und der Entwicklung von Strategien von gängigen Angeboten, bei denen davon
ausgegangen wird, dass ein Wissen über die Bedürfnisse der Sexarbeiterinnen seitens der
Einrichtungen herrschen würde. Basis ist immer der Bedarf der teilnehmenden Sexarbeiter*innen und die aktuellen Situationen.

Ziele des Workshops:
• verbesserte Kenntnisse über die Dynamik von Gewalt, die sich durch ein soziales Stigma
manifestiert – eine entwürdigende Etikette oder Identität, die mit Sexarbeiter*innen verbunden ist,
um sie symbolisch vom Rest der Gesellschaft zu trennen.
• Abbau von Unsicherheiten, die bedingt durch die prekäre Arbeits- und Rechtssituation der
Sexarbeiter*innen entstehen.
• Sexarbeiter*innen in ihrer Selbstbestimmung unterstützen.
• Sexarbeiter*innen in der Durchsetzung des Selbstschutzes und ihrer Rechte stärken.

WARUM PROFITIEREN (ALLE) FRAUEN VON UNSEREM VORHABEN
Die Stärkung der Frauen in der Sexarbeit führt zu einer Stärkung aller Frauen. Sexarbeiterinnenrechte sind Frauenrechte!

NACHHALTIGKEIT
Mit unserer Entstigmatisierungsarbeit sollen Sexarbeiter*innen nachhaltig gestärkt werden und dazu ermutigt werden, sich selbst für ihre Rechte einzusetzen.
Wir planen eine Broschüre, die wir auch weiterhin in unserer mobilen Beratung direkt zu den Sexarbeiter*innen bringen können, die einfach und verständlich in mehreren Sprachen erklärt, wie sie legal und selbständig in Tirol arbeiten können.
Ein unabhängiges und legales Arbeiten soll für Sexarbeiter*innen genauso möglich sein, wie für andere Selbständige auch. Dazu braucht es eine Gesetzesänderung, die wir mit diesem Projekt anregen wollen.
Die Öffentlichkeitsarbeit, Diskussionen mit Politiker*innen und der Bevölkerung von Tirol in unterschiedlichen Formaten, trägt dazu bei, dass sich Diskurse ändern und vielleicht auch Gesetze.

WER WIR SIND

Seit fast 50 Jahren setzt sich der Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft – AEP für die Selbstbestimmung von Frauen und für die Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse ein. Der AEP ist einer der ersten Frauenvereine Innsbrucks und wurde 1974 gegründet. Der AEP führt eine feministische Bibliothek, macht Bildungsarbeit und ist mit der Familienberatungsstelle sowie mit iBUS im Beratungsbereich tätig.
iBUS ist eine seit 2013 bestehende Einrichtung zur Beratung, Unterstützung und Begleitung von Sexarbeiter*innen. iBUS bietet Personen, die in den sexuellen Dienstleistungen arbeiten oder gearbeitet haben, vertrauliche und anonyme Beratungen bei sozialen, rechtlichen sowie gesundheitlichen Belangen an und orientiert sich dabei an deren individuellen Bedürfnissen. Als Beratungseinrichtung und Interessenvertretung setzt sich iBUS für eine Entkriminalisierung und Anerkennung von Sexarbeit als Erwerbsarbeit ein. iBUS kämpft gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeiter*innen und engagiert sich für eine Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Wir sind eine kleine Beratungseinrichtung und unsere Ziele – was unsere Sensibilisierungsarbeit betrifft – sind mit den öffentlichen Fördermitteln, die iBUS erhält nicht zufriedenstellend erreichbar. Schon seit der Installation der Beratungsstelle im Jahr 2013 versuchen wir das „Feuer am Dach zu löschen“, ohne genug Zeit oder Ressourcen zu haben, um die Ursachen zu bekämpfen. Neben unserer Beratungstätigkeit machen wir auch Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzungsarbeit, Multiplikator*innenarbeit und politische Arbeit. Wir würden mit dieser Förderung eine Aufstockung von 5 Arbeitsstunden pro Woche für 1 Jahr finanzieren, um zusätzliche Veranstaltungen für die gesamte Tiroler Öffentlichkeit und unsere Klient*innen zu organisieren.